Schick in Schale geworfen

Ostern steht vor der Tür und in den Geschäften sind Eier -speziell die mit weißer Schale, die man gut färben kann- gefragt wie nie. „Das haben viele der Eier, die unsere Vögel hier im Zoo legen, gar nicht nötig“, behauptet Biologin Alexandra Japes. „Rein weiße Eier sind bei Wildvögeln eher die Ausnahme als die Regel. In der Natur sind die Eier der meisten Vögel an die Umgebung angepasst, um besser getarnt zu sein – denn Eier stehen bei sehr vielen Tieren als nahrhafte Leckerbissen auf der Speisekarte. Weiße Eier sind daher vor allem bei Höhlenbrütern wie Meisen oder Papageien zu finden, deren Eier ohnehin nicht zu sehen sind.“ Die Eier vieler Vögel, die ihr Nest in Hecken oder zwischen Sand und Steinen anlegen, sind in den Farben der Umgebung gesprenkelt. Emueier sind dunkelgrün gefärbt und somit im Gras, wo die australischen Laufvögel bevorzugt brüten, kaum auszumachen. Ebenfalls grün, aber viel heller und glänzend wie Glas, sind die Eier der Schopftinamus. „Wenn diese Färbung jedoch der Tarnung dienen soll, dann scheint das Gras im südamerikanischen Lebensraum der Tinamus deutlich heller zu sein als in Australien“, lacht Japes. „Tarnung ist auch nicht der einzige Faktor, der über [...]

Schick in Schale geworfen2024-04-02T11:31:01+02:00

Bunt, bezaubernd und bedroht – Prachtloris

In den vielstimmigen Chor aus Gezwitscher, Krächzen und Pfeifen, der dem Besucher am Avimundo, dem Vogelhaus des Zoo Neuwied, entgegenschallt, mischt sich seit einigen Wochen eine neue Stimme, beziehungsweise gleich zwei: Ein Pärchen Prachtloris ist Anfang Februar mit ins Gehege der Beos eingezogen. Mit den Beos teilen die farbenprächtigen Papageien nicht nur ihren natürlichen Lebensraum, der in Indonesien liegt, sondern leider auch ihren Bedrohungsstatus. Beide Arten werden von der Weltnaturschutzorganisation IUCN als „bedroht“ eingestuft. Wie bei den meisten Tieren ist Lebensraumzerstörung ein Hauptgrund, im Falle der Vögel ist jedoch der illegale Wildfang für den weltweiten Heimtiermarkt ein weiterer, gravierender Faktor. „Sowohl Beos als auch Prachtloris sind äußerst stimmbegabt und verfügen über ein sehr breites Lautrepertoire“, weiß Vogelkurator Maximilian Birkendorf. „Das macht sie -leider- für viele Menschen als Haustier attraktiv, da man ihnen auch die Imitation menschlicher Stimmen beibringen kann. Bei uns dürfen sie ihr ganz natürliches Verhalten ausleben und ohne menschliche Beeinflussung krächzen und pfeifen, wie ihnen der Schnabel gewachsen ist.“ Die auch als Gelbmantelloris bekannten Papageien leben im Zoo wie auch in der Natur paarweise und verhalten sich Artgenossen gegenüber territorial. Die artfremden Beos hingegen stören sie als Mitbewohner überhaupt nicht: „Die schwarzen Beos [...]

Bunt, bezaubernd und bedroht – Prachtloris2024-04-02T11:26:27+02:00

Auf Wiedersehen, Seehunde!

Es ist ein feucht-kalter Morgen Anfang März und ein leichter Geruch nach feuchtem Schlick liegt in der Luft. Kurator Daniel Waked steht am Rand des leeren Seehundbeckens im Zoo Neuwied und atmet erleichtert aus: „Dieser Transport hat mir im Vorfeld schlaflose Nächte bereitet. Es gab so viele Aspekte, die wir zwar gut geplant hatten, bei denen wir uns aber auch auf Unwägbarkeiten haben einstellen mussten. Da es jetzt so reibungslos geklappt hat und alle Beteiligten so gut zusammengearbeitet haben, fällt mir gerade eine große Last von den Schultern.“ Seit Sieben Uhr morgens war Waked mit dem Zoo-Team im Einsatz, um den Abtransport der sechs Neuwieder Seehunde in den Wildlands Zoo im niederländischen Emmen durchzuführen. Der Auszug der Seehunde gibt den Startschuss für den Abbruch und anschließenden Neubau der Seehundanlage, welche aus dem Jahr 1996 stammt und nicht mehr zeitgemäß ist. Nachdem der ursprünglich geplante Beginn der Arbeiten im November 2023 aufgrund gestiegener Kosten verschoben werden musste, konnte mit der endgültigen Finanzierungszusage der Else Schütz Stiftung, die den Löwenanteil der Baukosten übernimmt, Ende Februar das „Go“ gegeben werden. „Normalerweise versuchen wir vor einem Transport, die Tiere darauf zu trainieren, freiwillig in die Transportkisten zu gehen, um [...]

Auf Wiedersehen, Seehunde!2024-04-02T11:15:33+02:00

Kleine Raubtiere ganz groß!

Zu Mardern haben die meisten Menschen ein ambivalentes Verhältnis: schöne Tiere, aber sie sollen sich doch bitte von den Autos fernhalten. „Dabei geht von den acht einheimischen Arten aus der Familie der Marder gerade mal eine gelegentlich an Autokabel, nämlich der Steinmarder“, weiß Maximilian Birkendorf. Der gelernte Tierpfleger arbeitet als Kurator im Zoo Neuwied und kennt auch den Grund für das Durchbeißen der Kabel: „Alle Marderartigen halten sich gern in Nischen und Höhlen auf, worunter bei den in Menschennähe lebenden Steinmardern eben auch Motorhauben zählen. Und sie sind sehr territoriale Tiere, die ihr Revier durch Duftmarkierungen kennzeichnen und keine Eindringlinge dulden. Wenn das Auto regelmäßig in zwei unterschiedlichen Marderrevieren parkt, beispielsweise zuhause und auf der Arbeit, dann versuchen die Revierinhaber die vom Rivalen gesetzten Markierungen zu zerstören - und dabei werden dann halt dummerweise auch Kabel oder Bremsschläuche in Mitleidenschaft gezogen.“ Neben dem Steinmarder und dem Baummarder zählen auch Hermelin, Iltis und Wiesel zu den einheimischen Musteliden, wie die Marderartigen wissenschaftlich heißen, ebenso wie der Fischotter und der Dachs, der größte deutsche Vertreter der Familie. „Unsere Dachsbrüder Helmut und Micha müssten bald wieder aus ihrer Winterruhe erwachen. Da sie dann besonders hungrig sind, werden sie [...]

Kleine Raubtiere ganz groß!2024-02-22T11:03:59+01:00

Skinke – eine schrecklich glatte Familie

Wer an Echsen denkt, dem fallen vermutlich Leguane und Warane ein; Familien, in denen es große, beeindruckende Arten gibt. Auch Geckos, die Zootiere des Jahres 2024, sind den meisten ein Begriff, ebenso wie Eidechsen, von denen auch einige wenige Arten in Deutschland heimisch sind. Aber Skinke? „Von Skinken haben viele Menschen noch nie etwas gehört, dabei bilden sie mit über 1700 Arten die größte Familie unter den Echsen“, weiß Thorben Maur. Als Revierleiter des Neuwieder Exotariums kennt er sich aus mit Reptilien und pflegt gleich mehrere Arten Skinke. „Vielleicht sind Skinke deshalb vergleichsweise unbekannt, weil es unter ihnen kaum Vertreter gibt, die größer als 35cm werden, und weil sie eine eher zurückgezogene Lebensweise führen“, vermutet der Tierpfleger. Der bekannteste Vertreter unter den Skinken ist wohl der australische Blauzungenskink, der ein beliebtes Terrarientier ist und mit bis zu 55cm Gesamtlänge zu den größten Skinken zählt. Noch größer wird der auch als Wickelskink bekannte Salomonen-Riesenskink, der ebenso wie der Blauzungenskink im Obergeschoss des Exotariums zu finden ist. Bei beiden Arten kann man gut erkennen, warum die Skinke auch „Glattechsen“ genannt werden: Ihre Schuppen sind sehr glatt und glänzend. „Zumindest bei den allermeisten“, grinst Thorben Maur, „bei den [...]

Skinke – eine schrecklich glatte Familie2024-02-16T09:18:33+01:00

Kinderstube für Kriechtiere

Wer Im Februar aus dem nass-kalten Wetter ins Exotarium des Zoo Neuwied kommt, betritt eine andere Welt: Angenehm warme 22° Grad, helles Licht und leises Wasserplätschern begrüßen den Besucher. In den üppig bepflanzten Terrarien verstecken sich große Warane und Leguane, Riesenschlangen liegen zusammengerollt in künstlichen Höhlen und Krokodilkaimane dösen im Sand oder am Grund ihres mit Wasserpflanzen bedeckten Beckens. „Hier im Exotarium achten wir sehr darauf, in den Schauterrarien den natürlichen Lebensraum der Tiere möglichst naturgetreu nachzubilden“, sagt Obertierpfleger David Otte. „Dadurch können sich auch die Bewohner gut in der Bepflanzung oder sonstiger Terrarieneinrichtung verstecken – Der Betrachter muss oft ein bisschen suchen, bis er die Tiere entdeckt – das macht einen Besuch im Exotarium so spannend, und dadurch halten sich die Leute hier auch länger auf, besonders im Winter, wenn es draußen ungemütlich ist.“ Es gibt jedoch einen Bereich im Exotarium, wo die Gehege kleiner und einfacher strukturiert sind. „Hinter dieser Tür liegt der sogenannte „Hinter den Kulissen“-Bereich“, erklärt Otte und öffnet die Tür mit seinem dicken Schlüsselbund. „Er ist Futterküche und Lagerraum für Futtermittel und Materialien und außerdem gibt es hier zahlreiche kleine Terrarien.“ Der Tierpfleger deutet auf viele Glaskästen, die sich auf [...]

Kinderstube für Kriechtiere2024-02-16T09:10:56+01:00

Der Gecko ist das Zootier des Jahres

Zu Pulver zermahlen, als Tee aufgebrüht oder in Alkohol eingelegt – so endet mancher Gecko und wird damit Opfer eines Aberglaubens, welcher den Tieren besondere Heilkräfte zuschreibt. Dafür gibt es keinerlei wissenschaftliche Beweise, doch die Nachfrage nach diesen vermeintlichen Medikamenten steigt dramatisch. Generell sind Geckos mit einer Vielzahl unterschiedlicher Bedrohungen konfrontiert. Diese reichen von der Verschmutzung und dem Verlust des Lebensraumes, Schäden durch invasive Arten, dem Klimawandel bis hin zur übermäßigen Absammlung für den Heimtierhandel oder der Verwendung in der traditionellen asiatischen Medizin und als Delikatesse. Zudem haben einige Geckoarten nur sehr kleine Lebensräume, weswegen negative Einflüsse einen großen Effekt auf die Überlebensfähigkeit der jeweiligen Populationen haben. „Dabei finden viele Menschen Geckos total faszinierend, weil viele von ihnen mit ihren Haftlamellen sogar an senkrechten Scheiben emporklettern können“, weiß Maximilian Birkendorf, der als Kurator für den Reptilienbestand im Zoo Neuwied verantwortlich ist, „und mit ihren rundlichen Köpfen und großen Augen finden selbst weniger reptilienaffine Menschen sie geradezu niedlich.“ Die „Zootier des Jahres“- Artenschutzkampagne wurde 2016 von der Zoologischen Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) mitbegründet, um sich für stark gefährdete Tierarten einzusetzen, die nicht so bekannt sind und deren Bedrohung bisher nicht oder kaum im Fokus [...]

Der Gecko ist das Zootier des Jahres2024-02-01T12:52:24+01:00

Tierische Volkszählung

Man kennt es: In den ersten Tagen jeden neuen Jahres heißt es in zahlreichen Geschäften „Geschlossen wegen Inventur“. „Geschlossen bleibt der Zoo Neuwied natürlich nicht, aber eine Inventur gibt es auch bei uns immer zum Jahreswechsel“, eröffnet Max Birkendorf, „und zwar nicht nur im Zoo-Shop, sondern auch im zoologischen Bereich wird durchgezählt.“ Der Kurator ist für rund die Hälfte des Neuwieder Tierbestandes verantwortlich. Anders als im Einzelhandel hat der Zoo im Tierbestand natürlich nicht mit Verlusten durch Diebstahl oder Bruchware zu tun, „Aber auch wir müssen überprüfen, ob die konkreten Tierzahlen der Summe aus Zu- und Abgängen entsprechen“, erklärt er. Zugänge kommen meist durch Geburten zustande, oder dann, wenn Tiere aus anderen zoologischen Einrichtungen in den Zoo Neuwied umziehen, wie die beiden Wisentbullen Homer uns Ikost, die im Juni und November aus Saarbrücken und Neumünster kamen. Abgänge werden verzeichnet, wenn es Todesfälle zu beklagen gibt, oder wenn Tiere in andere Zoos umziehen, zum Beispiel eigene Nachzuchten wie die 2021 geborenen Berberlöwen-Drillinge, die im Laufe des vergangenen Jahres in drei andere zoologische Einrichtungen umgezogen sind, wo sie eigene Familien gründen sollen. „So werden aus 3,2 Berberlöwen, die am 01.01.2023 verzeichnet wurden, im Laufe eines Jahres die [...]

Tierische Volkszählung2024-01-26T08:52:41+01:00

Wintereinbruch im Zoo

Einen selbst für Stammbesucher eher ungewohnten Anblick bietet der Zoo Neuwied in diesen Tagen: Während die Wege durch die Mitarbeiter stets schnell geräumt werden, sind Pflanzstreifen und Gehege unter einer dicken Schneedecke begraben. Aber was halten die Tiere von dieser Winterlandschaft, die für Besucheraugen so zauberhaft aussieht? „Bei solchen Witterungsbedingungen werde ich oft gefragt, wie die Tiere damit zurechtkommen“, erzählt Alexandra Japes, die Pressesprecherin des Zoo Neuwied. „Die überraschende Antwort ist: In der Regel problemlos. Viele unserer Tiere stammen ohnehin aus Lebensräumen, in denen es zeitweise ähnlich kalt wird, wie jetzt bei uns. Unsere einheimischen Tiere wie Damhirsche und Wildkatze bekommen ebenso wie die Przewalskipferde ein dickeres Winterfell, und halten sich bei jeder Temperatur draußen auf. Auch der Sibirische Tiger und die Seehunde kommen mit den niedrigen Temperaturen bestens zurecht, und zeigen sich deutlich aktiver als im Sommer. Wir passen bereits im Herbst mit dem Abfall der Temperatur die Futterrationen an, sodass der erhöhte Energiebedarf bei Kälte gedeckt ist“, berichtet die Biologin. „Die Schneeeulen und der Rote Panda aus der Himalayaregion finden den Schnee und die Minusgrade wahrscheinlich richtig super“, vermutet Japes, „und der Kleine Panda ist im Winter in seinen kahlen Kletterbäumen auch viel [...]

Wintereinbruch im Zoo2024-01-26T08:40:53+01:00

Lebensräume erhalten, Arten schützen

Trotz klirrender Kälte lacht die Sonne über dem Mittelrheintal, das sich unterhalb des Zoo Neuwied in der Ferne erstreckt, und ebenso lacht auch Zoodirektor Mirko Thiel, der sich an diesem Wintertag nicht nur über die schöne Aussicht freut. „Seit seiner Einführung Ende 2022 haben wir innerhalb eines Jahres mit unserem Artenschutzeuro rund 90.000€ erzielt“, berichtet er, „das freut nicht nur mich enorm, sondern auch unsere Partnerorganisationen im In-situ-Artenschutz, an die wir das Geld zu 100% weitergeben.“ Zu Beginn des Artenschutzeuro-Projektes wurden durch den Zoo vier Artenschutzprojekte ausgewählt, die jeweils eine bedrohte Tierart und deren Lebensraum in den Fokus ihrer Schutzbemühungen stellt. Die International Crane Foundation arbeitete 2023 einen neuen Artenschutzplan für südafrikanische Paradieskraniche aus. „Nicht nur für die eigentlichen Artenschutzmaßnahmen, auch für deren Planung und Implementierung auf Regierungsebene werden Geldmittel benötigt, und diese Phase konnten wir bereits im April 2023 mit 10.000€ Mitteln aus den Artenschutzeuro-Einnahmen unterstützen“, freut sich Thiel. Die drei übrigen Projekte, deren Unterstützung zu Beginn beschlossen wurde, werden über die Zoologische Gesellschaft für Arten- und Populationsschutz (ZGAP) koordiniert. Mit dem Pakarana, der Peters-Ameive und der Ecuador-Amazone unterstützt der Zoo Neuwied den Schutz je einer südamerikanischen Nagetier-, Echsen- und Papageienart. „Dieser Schutz beinhaltet [...]

Lebensräume erhalten, Arten schützen2024-01-18T09:57:31+01:00
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